Sei wie du bist
Authentizität, Fröhlichkeit und Herzlichkeit gepaart mit einer starken Persönlichkeit. Das ist Angelina Kirsch, bekannt aus der Mode- und TV-Welt. Die erfolgreiche Moderatorin hat aber auch eine ganz alltägliche Seite. Denn ihre Freizeit verbringt sie am liebsten im Sattel und bei der Bodenarbeit – Hauptsache im Stall bei ihrem sechsjährigen Isländer Flaumur.
Autorin: Ines Vollmer
Sei wie du bist.
Foto: Navina Schönwandt
In ihrer Heimat Neumünster ist sie einfach Angelina. Die Tochter, die Nachbarin und ein Kind der Stadt. „Man grüßt mich hier, weil ich die Tochter meiner Eltern bin und nicht, weil ich im Fernsehen auftrete“, sagt Angelina Kirsch. Und genau das möchte die 34-Jährige auch vermitteln: Sei wie du bist und nicht wie andere dich wollen. Bleib dir treu, auch wenn es manchmal schwer ist! Angelina nutzt ihre Präsenz in der Öffentlichkeit bewusst, um genau auf dieses Thema aufmerksam zu machen. „Es gibt keine Standards, denen man entsprechen muss. Es zählt einzig und allein, wie man selbst sein möchte und dass man damit glücklich ist.“ Und glücklich, das ist die Moderatorin vor allem, wenn sie bei ihrem „Flaumi“ sein kann, mit dem sie sich im Sommer 2021 den Kindheitstraum vom eigenen Pferd erfüllt hat.
Sie und ihre Zwillingsschwester saßen von Kindesbeinen an im Sattel. Und da es in der Gegend viele Isländerhöfe gab und gibt, nahm Angelina eines Tages auf einem der nordischen Ponyvertreter Platz – und das Schicksal war besiegelt. „Wir haben damals von etwaigen Vorurteilen gegenüber der Rasse Isländer natürlich nichts gewusst. Für uns waren es einfach süße plüschige Ponies, mit viel Mähne und Schweif, die wir richtig toll fanden“, erinnert sich die Moderatorin. Und weiter: „Isländer überzeugen mich auch heute als erwachsene Reiterin nach wie vor jeden Tag mit ihrem Wesen.“ Während seine Besitzerin über ihn spricht, wartet Flaumur (isländisch für Freude, Frohsinn und Wasserwirbel, wie der Windfarb-Schimmel von seinen Züchtern genannt worden ist) mit unerschütterlicher Engelsgeduld am Halfter, obwohl er mit seinen sechs Jahren in Isländerpferde-Standards als Jungpferd gilt und erst am Anfang seiner Ausbildung als Reitpferd steht.
„Wir versuchen vielfältig zu arbeiten und ihn abwechslungsreich zu beschäftigen. Genauso wichtig sind mir aber auch seine verdienten Pausen, damit er seinem Naturell entsprechend einfach Pony sein kann. Die Tiere leben hier auf dem Gestüt Störtal sozialisiert in der Herde und fast ausschließlich draußen und dürfen Pferd sein.“ Sofawetter ist für die robusten Isländer eher ein Fremdwort. Und auch Angelina steht im Zwiebellook und Stallschuhen auf dem Außenplatz und demonstriert ihre Freiarbeit bei leichtem Nieselregen mit ihrem Flaumi. „Es ist auch für mich immer wieder überragend, dass ich ihn in einem Moment gelassen neben mir stehen lassen kann und dann quasi auf Fingerschnipp sofort beginnen und abrufen kann. Typisch Isländer!“, betont sie aufs Neue und lacht.
Boden- und Freiarbeit gehören zu dem abwechslungsreichen Programm der beiden.
Foto: Navina Schönwandt
„Ich kann mich voll und ganz auf ihn verlassen, auch wenn ich nach einer längeren Arbeitsreise wieder auf den Hof komme.“ Angelina weiß ihren Flaumi jedoch immer in den besten Händen, denn die Trainerin, die sich auch um die weitere Ausbildung des Wallachs kümmert, ist am selben Hof ansässig. „Corona hat mir für mein Hobby natürlich sehr in die Karten gespielt. Allerdings war mir wichtig – auch unabhängig davon – ein gutes Netzwerk vor Ort zu haben, so dass ich Flaumur immer bestens versorgt weiß. Es kommt eigentlich immer vor, dass ich bereits auf dem Heimweg von einem Job direkt einen Abstecher zum Stall mache. Damit müssen dann alle leben“, sagt die Neumünsteranerin lachend. Mit steigendem Bekanntheitsgrad und dem Wandel von reinen Modeljobs hin zu deutschen TV-Auftritten ist sie mittlerweile in der Lage sich ihre Engagements auszusuchen, was ihre Entscheidung für ein eigenes Pferd bestärkt hat. „In meinem damaligen Modeljob mit Aufträgen auf der ganzen Welt wäre das einfach nicht möglich gewesen.“
Nur mal eben kurz in den Stall gibt es bei ihr ebenso wenig wie bei anderen Pferdemenschen. „Das werden dann locker auch mal vier Stunden, aber Zeit spielt für mich hier einfach keine Rolle. Wenn ich daran denke, was ich schon beim Putzen und Tüdeln an Zeit verschwende! Aber ich liebe das.“
Wie es der Zufall so will, wurde Angelina nicht nur im Kindesalter vom Schicksal zur Isländerreiterin, sondern auch mit Einzug in ihre neue Wohnung Anfang vergangenen Jahres im wahrsten Sinne des Wortes vom Duft der Pferde an ihre Leidenschaft für diese Tiere erinnert. Denn ganz in der Nähe ihres neuen Domizils sind ebenfalls Pferde beheimatet, so dass der Hauch von Pferdeduft die Sehnsucht in ihr weckte und sie sich wieder nach längerer Pause auf den Pferderücken wagte. „Und dann ging es wirklich schnell. Ich suchte mir wieder einen Stall, in dem ich sehr viel Unterricht nahm und ging voll und ganz in meiner neuen alten Pferdeliebe auf.“
Zeit ist Pferd! Vier Stunden im Stall sind bei Angelina keine Seltenheit.
Foto: ekor
Einmal Pferdemädchen, immer Pferdemädchen. „Dann reifte tatsächlich der Wunsch nach meinem eigenen Pony und ich fand bald darauf mein kleines Plüschohr. Wie es sich für eine richtige Liebesgeschichte gehört, sah ich ihn das erste Mal durch Zufall in einem Video in Social Media. Der Rest ist Geschichte“, erinnert sich die Moderatorin. Im Frühjahr 2023 steht dann das erste gemeinsame Abenteuer von Angelina und Flaumi außerhalb der heimischen Paddockzäune an. „Wir werden an den Strand nach Dänemark reisen und das erste Mal am Meer reiten. Mal sehen, ob Flaumi seinen Wurzeln gerecht wird.“ Ob die Zukunft auch Turnierteilnahmen mit sich bringt, wird sich zeigen: „Er ist mein Freund. Mir ist wichtig, dass wir eine schöne Zeit zusammen miteinander verbringen. Er ist mein Erdungsprogramm und mein Ausgleich.“
Flaumi ist ebenfalls ein entspannter Profi, wenn es um das Stehenbleiben und Posieren geht. Er macht seiner Rasse laut Angelina alle Ehre.
Foto: ekor
„Du bist mehr als dein Äußeres.
Was immer bleibt, sind deine inneren Werte.“
Denn die heutige selbstbewusste Frau war Angelina nicht von Kindesbeinen an. „Ich musste mich recht früh in der Schule durchsetzen, weil ich einfach kein Mitläufer sein wollte und Dinge tun und gut finden, nur um anderen zu gefallen.“ Damit eckte das junge Mädchen an, noch dazu entsprach sie noch nie dem vermeintlichen Körperideal von Kleidergröße 34. „Natürlich gab und gibt es damals und auch in meiner heutigen Karriere Momente, die verletzen. Geholfen hat mir damals bis heute meine Familie. Meine Eltern haben wahnsinnig viel geleistet in Sachen Selbstbewusstsein und Selbstliebe und mich immer bestärkt.“
Angelina sieht sich nicht als Promi, „ich bin zufällig im Fernsehen gelandet und das mit Kleidergröße 44. Das Entscheidende ist immer der Background. Die Familie, meine Hobbies, das Reiten. In schwierigen Momenten erinnere ich mich an all das – und das gibt mir Kraft.“ Umso mehr weiß die Neumünsteranerin zu schätzen, dass sie auf dem Hof wie alle anderen ausreiten, lachen und scherzen kann. „Ich lebe meinen Traum und bin unendlich dankbar und glücklich. Und das jeden Tag.“
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