Rasseportrait: Sanfte Charakterköpfe
Schon Julius Caesar und Tacitus beschreiben das Friesenpferd in ihren Schriften und zeigen sich dabei beeindruckt von dessen Kraft und edlem Gemüt. Damit zählt das Friesenpferd zu den ältesten Kulturrassen Europas. Damals noch eher ein schweres Kaltblut, das bis auf den Fesselbehang und die etwas längere Mähne noch wenig mit dem modernen Friesenpferd zu tun hatte. Es stammt, wie der Name andeutet, ursprünglich aus der niederländischen Provinz Friesland.
Autorin: Gabriela Grau
Eher Bodybuilder als Marathonläufer: Das Training von Friesenpferden muss schonend und langfristig sein. Hier zeigt sich Friesenhengst Karon vom Goldfeld von seiner eindrucksvollsten Seite. Der Deckhengst ist ein Doaitsen 420 Sport-Sohn und amtierender Bundeschampion der Junghengste in Deutschland.
Foto: Edition Boiselle
Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Niederlande besetzten, kreuzten sie das damals noch eher kaltblütige Friesenpferd mit ihren hochblütigen spanischen Pferden und gaben damit der heutigen Friesenpferdezucht ihren Anfang. Die Friesenpferde waren insbesondere in den Adelshäusern beliebt, die ihren Prunk in den schwarzen, sanftmütigen und schwungvollen Pferden mit der langen glänzenden Mähne ausgedrückt sahen. Sie spannten sie vor Kutschen und ließen sich auch auf dem Rücken der edlen Rösser tragen. Denn durch das spanische Blut wurde das Friesenpferd zum wahren Allrounder. Und das ist es auch heute noch. Es eignet sich sogar für die höchste Klasse der Dressur, wie der belgische Dressurreiter Marc Peter Spahn mit seinen Jahrhunderthengsten Adel 357 und Elias 494 immer wieder beweist. Dass ein Friesenpferd in einer so hohen Dressurprüfung platziert wird, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit.
Vielseitig und edel: Das Friesenpferd zog in den Niederlanden einst die Sjezen, einachsige Sonntagskutschen. Die friesischen Bauern zeigten damit ihren Wohlstand. Heute zeigt sich das Friesenpferd insbesondere in den Lektionen der Hohen Schule mehr als talentiert.
Foto: Edition Boiselle
Vom Aussterben bedroht
Kaum zu glauben also, dass diese majestätisch wirkenden und sanftmütigen Pferde noch Anfang des 20. Jahrhunderts vom Aussterben bedroht waren. Wenige Züchter sahen sich der friesländischen
Tradition und den Friesenpferden gegenüber verpflichtet und setzten sich für die Erhaltung der Rasse ein, die sich schon damals durch ein bemerkenswertes Exterieur, den freundlichen, nervenstarken Charkter, Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und großer Leistungsbereitschaft auszeichnete. Aus den 1913 noch verbliebenen drei Deckhengsten Prins 109, Alva 113 und Friso 117 zogen sie Nachkommen, mit denen sie die Rasse erhielten. Mit Höhen und Tiefen, denn in den 1960er Jahren ersetzte der Traktor die Kutschpferde und machte dadurch auch die Friesenzucht scheinbar überflüssig. 500 Zuchtstuten waren 1965 im Ursprungszuchtbuch „Koninklijke Vereniging Het Friesch Paarden-Stamboek“ (KFPS) eingetragen. Doch mit einer Parade in Warkum am IJsselmeer gelang den Friesenliebhabern ein Werbeclou, der die Rasse über die niederländischen Grenzen hinaus begehrt machen sollte. Was Ende der 1960er Jahre Warkum war, ist heute die Hengstkörung in Leeuwaarden. Friesenzüchter und -fans schauen jedes Jahr gespannt auf die dort präsentierte Auslese, die heute eher an ein Warmblut mit viel Fesselbehang und langer Mähne denken lässt. Der sportliche Friesentyp ist gefragter denn je. Heute stützt sich die Friesenzucht auf die vier Hengstlinien: Mark 232 – Vorfahre des Jahrhunderthengstes Jasper 366, Jarich 226 – Vorfahre der „Tetmannlinie“, Ritske 202 – Urvater der sportlichen Friesentypen, und Age 168 – die inzwischen kleinste noch existierende Linie. Züchter müssen aufgrund dieser engen Linienführung ein besonderes Augenmerk auf den Inzuchtfaktor legen.
Insbesondere der schwungvolle Trab der Friesenpferde begeistert die Liebhaber dieser Pferderasse.
Foto: Edition Boiselle
Die deutsche Friesenzucht
In Deutschland machte insbesondere Günther Fröhlich, auch bekannt als „Friesenpapst“, die friesischen, schwarzen Pferdeschönheiten bekannt. Er importierte 1977 den Friesen-Deckhengst Douwe 249 nach Deutschland, präsentierte mit ihm die Rasse auf zahlreichen Messen und fuhr sogar Thomas Gottschalk in einer Sendung „Wetten, dass…?“ im römischen Streitwagen durch die Arena von Xanten. Günther Fröhlich zeigte das Friesenpferd in all seiner Pracht und Vielseitigkeit und legte damit den Grundstein für dessen deutsche Zuchtgeschichte. 1979 gründete er den „Verband der Züchter und Freunde des Friesenpferdes Deutschland e.V.“, aus dem sich später der Friesenpferde Zuchtverband (FPZV) entwickelte. Heute ist der FPZV der einzige staatlich und von der FN anerkannte Verband, der sich für die Erhaltung der Friesenpferde-Zucht in Deutschland engagiert.
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