Sternenbrücke für tiergestützte Therapie

1. März, 2022 | Ausgabe I/2022, Der Mensch., Der Mensch. [I/2022]

„Pequenas Estrelas na Terra“ bedeutet „Kleine Sterne auf Erden”. Kleine Sterne, das sind die verschiedenen Projekte einer großen Sozialarbeit, in der seit 20 Jahren traumatisierte Kinder und Jugendliche (von 6 Monaten bis 18 Jahren) der südlichen Randgebiete São Paulos betreut werden.

Traumatisierten Kindern und Jugendlichen wird im Rahmen der Sozialarbeit „Pequenas Estrelas na Terra“ ein geschützter Raum mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten geboten. Auf dem Rücken von Therapiepferd Cacique scheinen viele Sorgen plötzlich kleiner.
Foto: Pequenas Estrelas na Terra

São Paulo ist eine Riesenmetropole in Brasilien und in den sozialen Brennpunkten – den Favelas – gehören Gewalt, Drogenhandel, Schießereien zwischen Mafia und Polizei*, häusliche Gewalt, Kinder- und Jugendprostitution sowie Missbrauch zum Alltagsbild. Die Kinder in diesen Gegenden erleben diese Lebensbedingungen jeden Tag mit – und sie gehen nicht spurlos an den jüngsten Bewohnern vorbei. Die mit Dauertrauma belasteten Kinder kommen täglich aus ihrem chaotischen Alltag zu der Einrichtung von Celia Santana, Regina Klein und Katrin Bugert, um Ruhe und Geborgenheit zu finden. Die drei Gründerinnen des sozialen Projektes bieten ihnen in der Tagesstätte verschiedene Lern- und Spielmöglichkeiten in sicherer Umgebung an. Dazu zählen unter anderem ein Kinder- und Jugendzirkus, verschiedene Therapien und auch ein Lehrangebot.

Kreativität fördern

Für jede Altersgruppe gibt es pädagogisch sinnvolle Aktivitäten. Was nicht fehlen darf sind Musik, Kunst, Bewegung, kurz: Kreativität. So beginnen die Kleinsten mit Kreisspielen und Knetmasse. Im Kindergarten wird gesungen, gemalt, gekocht und gebacken. Die Schulkinder lernen Instrumente zu spielen, knüpfen, stricken, sportliche Spiele. Die Ältesten erarbeiten im Zirkusprojekt jedes Jahr eine Aufführung mit Theater und Zirkusnummern wie Jonglage, Diabolo und Einrad, die während der Tournee in den großen Winterferien an privaten und öffentlichen Schulen, Kulturzentren, Theatern, NGOs (Anmerk. d. Red. Non-Governmental Organisation) in São Paulo und Umland dem Publikum vorgestellt wird. Während des Trainings wird Disziplin, Durchhaltevermögen und Verantwortung geübt. Bei der Aufführung an der eigenen Schule werden die ehemals gemobbten Schulverweigerer zu Helden.

Der Wunsch der drei Gründerinnen Celia Santana, Regina Klein und Katrin Bugert, ist es, den Kindern ihr Recht auf Kindheit zurückzugeben. Sie schöpfen mit Hilfe des Teams der Tagesstätte wieder Kraft und Vertrauen, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, den Mut eine Zukunft zu erträumen und den Glauben daran zu stärken

Pferde weisen den Weg

Die tägliche Arbeit ist pädagogisch-therapeutisch. Die üblichen Ansätze reichen bei den Kindern, deren Herzen und Seelen wie zertrümmert erscheinen, nicht aus. Für diese Kinder soll die tiergestützte Therapie „Ando Junto” – zu Deutsch: Ich gehe gemeinsam – ausgebaut werden. Die Therapiekinder dürfen jeweils einen Tag in der Woche auf der kleinen Farm mit den Tieren verbringen. Tiere urteilen nicht. Sie sind ehrlich und direkt. Vielen der Kinder bei „Pequenas Estrelas na Terra“ fällt es leichter dem Pferd Cacique (Häuptling) zu vertrauen als einem Menschen. Cacique blickt selbst auf eine traumatische Geschichte zurück, denn er stammt ebenfalls aus schlechten Verhältnissen. Tiere und Kinder helfen sich in dieser Therapieform gegenseitig, ihre Herzen zu heilen. Der Tag wird mit einer künstlerischen Arbeit in der Kunsttherapie abgeschlossen. Dort können die Kinder das Erlebte verarbeiten.

Die drei Gründerinnen von Pequenas Estrelas na Terra: Celia Santana, Regina Klein und Katrin Bugert.

100 Prozent aus Spenden finanziert

„Pequenas Estrelas na Terra“ braucht Unterstützung von Mensch- und Tierliebhabern, um diese Arbeit weiter ausbauen zu können. Ekor-Verlegerin Karin Apel hat selber brasilianische Wurzeln. Deshalb liegt ihr diese Organisation am Herzen. Die Arbeit aller Sternprojekte wird zu 100 Prozent durch Spenden finanziert. In der tiergestützten Therapie muss zum Beispiel täglich Futter für Kühe, Pferde, Hühner, Hunde und Hasen gewährleistet sein. Die Zahl der Kinder wächst täglich und deshalb wird dringend auch ein 2. Therapiepferd benötigt. Dafür werden die Spenden unter anderem eingesetzt.

Spendenkonto in Deutschland:
Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.

IBAN: DE47 4306 0967 0013 0420 10
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: 4711

* sogenannte „verlorenen Kugeln“, die Kinder töten, welche in den Schießraum geraten.